Arbeiten als KostümbildnerIn
von Vanessa Günter
Der Vorhang hebt sich, die Schauspieler betreten die Bühne, die Premiere beginnt!
Die Schauspieler geben ihr Bestes das Publikum zu begeistern und mitzunehmen auf eine Reise – vergessen sind die Arbeitskollegen, die einem zuweilen auf die Nerven gehen oder die Abrechnung, die man nach dem Wochenende dringend bearbeiten muss. So rutschen die Zuschauer entspannt noch etwas tiefer in ihre Sessel und lassen sich mitreißen – von Romeo und Julia in ihren mittelalterlichen Gewändern, von Mozart in seinen zerrissenen Jeans der modernen Adaption oder von Kaiserin Elisabeth in ihren wunderschönen, opulent ausladenden Kleidern des vorletzten Jahrhunderts. Die Schauspieler, das Bühnenbild und die Kostüme gehen so perfekt ineinander über, bieten eine ausgezeichnete Aufführung, dass sich niemand Gedanken macht über die Arbeit, die sich in dem harmonischen Bild versteckt.
Nicht selten fangen die Arbeiten an einem Theaterstück schon ein Jahr vor der Premiere an – wenn man die Entstehung des Stücks mitzählt können es sogar mehrere Jahre sein. Kostümbildner werden schon früh mit in die Produktion des Stücks einbezogen, das Angestelltenverhältnis ist meist freiberuflich. Dafür ist es wichtig ein starkes Profil oder sehr gute und viele Kontakte innerhalb der Theaterwelt zu haben.
Das erste, was Kostümbildner tun, ist sich in das Drehbuch einzulesen, es zu studieren und zu analysieren. Während dieses Prozesses entstehen erste Inspirationen und Ideen.
Im nächsten Schritt betreibt der Kostümbildner eine eingehende Recherche, um mehr in die Materie, Zeit und Atmosphäre einzutauchen. Dazu sichtet er Bilder, Berichte und Material von jeglicher Quelle, die ihm zur Verfügung steht. Gemeinsam mit der Regie und Dramaturgie wird damit ein Konzept herausgearbeitet.
Der Kostümbildner arbeitet die ganze Zeit eng mit anderen Abteilungen zusammen. Damit am Ende ein harmonisches Gesamtbild entstehen kann, führt er Gespräche mit dem Regisseur und dem Szenenbildner über die dramaturgische, stilistische und farbliche Umsetzung und der gewünschten Funktion der Kostüme.
Gemeinsam mit dem Gewandmeister, dem Schneider und der Maskenabteilung wird außerdem über die technische, zeitliche und finanzielle Realisierbarkeit der Ideen abgestimmt.
Daraus entwickeln sich die ersten Entwürfe für die Kostüme und die Maske – für die der Kostümbildner im Theater ebenfalls verantwortlich ist. Sind die Darsteller in diesem Stadium bereits bekannt werden anhand ihrer körperlichen Merkmale und ihrer Ausstrahlung Fotos und Zeichnungen angefertigt, um die Entwürfe zu veranschaulichen.
Sind die ersten Entwürfe zu Papier gebracht, setzten sich die Abteilungen wieder zusammen und entscheiden über die Umsetzung der Entwürfe.
Sind die Entscheidungen gefallen geht der Kostümbildner zuerst den Fundus des Theaters durch. Der Fundus setzt sich aus allen möglichen Kostümen und sonstigen Requisiten zusammen, die sich über die Zeit im Theater angesammelt haben. Um zu sparen werden zuerst dort bereits weitestgehend passende Kostüme rausgesucht, die gegebenenfalls in der Schneiderei angepasst werden können.
Lässt sich so gar kein passendes Kostüm finden wird es von Außerhalb bestellt oder selber angefertigt. Dabei vergleicht der Kostümbildner die Preise der Lieferanten und der Selbstanfertigung und handelt dementsprechend.
Die Kostüme werden so lange an die Schauspieler und das Bühnenbild angepasst, bis alles das gewollte Bild ergibt. Dies kann schon mal bis kurz vor der Premiere der Fall sein.
Wie man sieht steckt hinter jeder Bühneninszenierung jede Menge Arbeit und ein Team, das wie ein geöltes Uhrwerk zusammen funktionieren muss. Die Arbeit des Kostümbildners ist so kreativ, wie vielseitig – aber vor allem geeignet für Teamplayer.
„Kostümbildner/in“ ist kein geschützter Begriff. Jeder kann sich als „Kostümbildner/in“ bezeichnen, ohne eine entsprechende Ausbildung absolviert zu haben. Trotzdem wird meist zumindest eine abgeschlossene Ausbildung zum/zur Schneider/in vom Kunden vorausgesetzt – ein einschlägiges Studium ist von Vorteil.
Kostümbildner können sich auch spezialisieren und sich somit ein individuelles Profil anlegen, wodurch Regisseure gezielt an diese herantreten können.