von Isabell Bierwirth
Willkommen in der Hautevolee, der Upper Class der Oyster Bay,
da steigt ne Hochzeit wie noch nie. High Society!
Angereist von der Detmolder Schule nach Heilbronn, zwei Tage vor der Premiere des Musical Theaters High Society von Cole Porter, schauen wir, 18 Studierende, dem Regisseur, dem Szenografen und den Darstellern buchstäblich auf die Finger und beobachten gespannt das Geschehen.
Wir erleben die angespannt knisternde Luft im Theatersaal und die exponentielle Steigerung der Emotionen von der zweiten Hauptprobe am Donnerstagabend, bis zur Primere am Samstag.
Neben den Haupt-, Licht- und Choreografieproben werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Bühne und in die Werkstätte, in denen die Bühnenszenerien gebaut werden.
Ein Bühnenbild aus 5 Schichten transparenter Vorhänge verwandelt die Bühne mit geringen Mitteln in verschiedenste Situationen, erschafft immer neue Räume der Öffentlichkeit und Intimität und spielt mit Transparenz und Schattenspiel, indem die die Vorhänge aus verschiedenen Richtungen beleuchtet werden.
Was mich nachhaltig beeindruckt hat, waren die vielen, liebevoll gestalteten Geschichten neben der Mainstory. Während ich in der Hauptprobe noch gebannt das Geschehen um Tracy, ihren Ex-Mann und ihren Verlobten beobachtet habe, sind mir von Probe zu Probe immer mehr die kleinen Nebengeschichten der anderen Charaktere aufgefallen, die sich eher im Hintergrund abspielen. „Staying in Character“ heißt es, erklärt uns der Regisseur, wenn die Darsteller in ihrer Rolle weiterspielen, auch wenn der Fokus gerade nicht auf ihnen liegt. Damit wird ein insgesamt stimmiges Bild der Szene erzeugt.
In der Premiere ist die Anspannung dann auf ihrem Höhepunkt angelangt. Wir fiebern mit, können auf unseren Plätzen kaum stillsitzen und bangen um jede Kleinigkeit die nicht ganz geplant läuft. Im dritten Durchlauf können wir die Texte nun schon fast mitsprechen und singen und somit fallen uns Dinge auf, die sonst kein Zuschauer ahnt.
Tobender Applaus belohnt die Darsteller an diesem Abend zum ersten Mal, denn so haben wir gelernt, Klatschen in den Proben ist unter Todesstrafe verboten.
Nach den drei intensiven Tagen haben wir das Gefühl die Darsteller und Charaktere schon beinahe persönlich zu kennen und sind erleichtert und stolz auf die gelungene Vorstellung. Auch beim dritten Mal lachen wir noch herzlich über die Pointen und haben unsere Zeit am Theater Heilbronn sehr genossen. Mit einem Kopf voller neuer Bilder und Eindrücke treten wir heute ein bisschen wehmütig die Heimreise an.